Der Roman “Die Intrige” von Ehrenfried Kluckert spielt im Jahr 1796. Die französische Revolutionsarmee versucht gerade, Deutschland zu erobern und die Angst vor den französischen Truppen ist bei vielen sehr groß. Gleich am Anfang des Buches muss der Winzersohn Jakob mit Entsetzen ansehen, wie sein Vater in seinem Weinberg einen französischen Soldaten entdeckt und mit der Mistgabel erschlägt. „Der schändet nicht länger unsere Frauen, zerstört nicht mehr unsere Höfe und verwüstet die Weinberge. Der nicht!“, erklärt der Winzer seinem fassungslosen Sohn die Tat.
Gerade in diesen unsicheren Zeiten wird Johannes von Wellenberg der neue Propst auf Bürgeln in Südbaden. Die Menschen dort sind besorgt:
Wie wird er mit uns umgehen? Werden wir mit ihm verhandeln können wegen des Zehntens? Wird er Säumige bestrafen? Wird er Rücksicht auf die Ärmsten nehmen?
Für einiges Gerede sorgt außerdem, dass er gemeinsam mit seiner Nichte Susanne erwartet wird. Johannes von Wellenberg ahnt, dass die Anwesenheit seiner Nichte ihm den Anfang in Bürgeln nicht leichter machen wird. Er mag ihr aber die Bitte, ihn begleiten zu dürfen, nicht abschlagen. Kurz zuvor ist ihre Mutter gestorben und sie kann nicht zurück in den Damenstift Borghorst, wo sie bisher ausgebildet worden ist. Johannes von Wellenberg selbst hat seine Nichte gebeten, zu entscheiden, wie ihr Leben von nun an weiter gehen soll und respektiert ihren Wunsch:
Sie hat entschieden, denkt er. Ich habe sie dazu aufgefordert. Sie ist wie ihre Mutter, meine unbeirrbare Schwester Annemarie. Ihr zu widersprechen war ein aussichtsloses Unterfangen
Der Revolutionsarmee stellen sich die habsburgischen Truppen entgegen, befehligt von Erzherzog Carl von Österreich. Doch nicht jeder hofft darauf, dass die Franzosen vertrieben werden. Es gibt viele widersprüchliche Informationen, womöglich spinnen manche sogar an einer Intrige.
Im Wirtshaus des Ortes versucht ein Major, die Wirtin Clara gegen ihren Verlobten und die Nichte des neuen Probstes aufzuhetzen. Der Verlobte ist Maler und damit beauftragt, Schloss Bürgeln mit einigen Wandgemälden zu verschönern. Für eines der Bilder sitzt ihm die Nichte des Propstes Modell. Der Major behauptet, der Maler habe ein Verhältnis mit seinem Modell, der Nichte. Doch Clara ist misstrauisch:
Sie schaut ihn skeptisch an. Sie kann einfach nicht einschätzen, was dieser Major mit seinem Besuch beabsichtigt. Das mit der Liebelei zwischen Jakob und dem Fräulein auf Bürgeln möchte sie nicht ernst nehmen. Nein, da wird nichts sein, denn das sympathische Fräulein Susanne hat es eindeutig auf den liebenswürdigen General abgesehen. Keine Frage. Das aber scheint der törichte Major nicht in Rechnung zu stellen
Einige Zeit später, die Kampfhandlungen sind immer näher gerückt, werden Clara und Susanne entführt. Alle vermuten die Franzosen hinter der Tat und bemühen sich, den Aufenthaltsort der beiden so schnell wie möglich heraus zu finden. Nach kurzer Zeit gelingt es ausgerechnet dem Major, der die Wirtin Clara von einer Liebesbeziehung zwischen der Nichte des Propstes und ihrem Verlobten überzeugen wollte, die beiden zu befreien.
Außerdem stellt sich heraus, dass der Secretarius des Propstes, der gerne selbst dieses Amt bekleidet hätte, Kontakte zu Graf Joseph von Druszka unterhält. Der Graf gilt in Wien als nicht hoffähig und hat einen sehr speziellen Ruf:
Druszka ist, um es kurz zu sagen und damit würde ich ihn nicht einmal beleidigen, Druszka ist ein Schlawiner. Er feiert in seinem Stadtpalais am Ring rauschende Feste mit zwielichtigen Gästen und nicht unbedingt vorzeigbaren Damen in kleinen Kabinetten mit Palmen geschmückt und den derzeit beliebten Panoramatapeten mit Südseemotiven
Sind auch die vielen aufdringlichen Bitten von Erzherzog Carl von Österreich an Clara und Susanne, sich nach Wien in Sicherheit zu bringen, wirklich aufrichtig besorgt gemeint?
Ehrenfried Kluckert lässt in Die Intrige das Südbaden des 18. Jahrhunderts mit vielen Details wieder auferstehen. Er verwendet eine Sprache mit vielen Begriffen, die in der damaligen Zeit und in dieser Gegend typisch waren, beschreibt ausführlich viele militärische Manöver und stellt auch die Architektur und Einrichtung von Schloss Bürgeln immer wieder ausführlich dar.
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