Um kategorisieren zu können, wer als ‘Psychopath’ und damit als schwer gestört eingestuft werden muss, ist die Psychopathy Checklist entwickelt worden. Doch obwohl die allermeisten Psychopathen in den Hochsicherheitstrakten der Gefängnisse einsitzen, lassen sich die ‘Normalen’ laut Kevin Dutton, Forschungspsychologe am Calleva Research Center for Evolution and Human Sciencedes Magdalen College der Oxford University, in vielen Fällen gar nicht so leicht von ihnen abgrenzen. Beispielsweise gibt es zwischen dem Gehirn eines Psychopathen und dem eines als ‘normal’ geltenden Menschen im Allgemeinen rein äußerlich keinen erkennbaren Unterschied. Außerdem sind es manchmal gerade Eigenschaften, die Psychopathen zugerechnet werden, wie Furchtlosigkeit, Selbstsicherheit, Charisma oder Skrupellosigkeit, die bestimmte Menschen beruflich besonders erfolgreich machen:
Ein Mensch kann zum Beispiel unter Druck eiskalt sein und etwa so viel Empathie zeigen wie eine Lawine (einigen von dieser Sorte werden wir später auf dem Börsenparkett wieder begegnen). Das bedeutet nicht automatisch, dass er auch gewalttätig, antisozial oder gewissenlos handelt. Ein solches Individuum weist zwar zwei psychopathische Merkmale auf und steht damit auf der >psychopathischen< Skala höher als jemand, dem diese Merkmale fehlen. Damit ist er aber noch weit entfernt von der Gefahrenzone derjenigen, die sämtliche psychopathischen Merkmale aufweisen
Mit Hilfe vieler spannender Experimente, Forschungsergebnisse und unterhaltsamer Anekdoten macht Kevin Dutton sich auf gut lesbare Weise auf die Suche nach der manchmal offensichtlich nur sehr schwer zu ziehenden Grenze. Dabei zeigt er viele Menschen, die zumindest in Teilen über herausragende Fähigkeiten verfügen. Wer hätte vermutet, dass Menschen mit gewissen psychopathischen Eigenschaften die besseren Zollbeamte sein oder sich unter Umständen für die Lösung sozialer Probleme als besonders gut geeignet erweisen können? Oder dass buddhistische Meditation bewirken kann, dass ein Mensch in bestimmten Momenten genauso gefühllos und unbeteiligt reagiert wie ein Psychopath?
Der Erfinder der Psychopathy Checklist, Robert Hare, lobt PSYCHOPATHEN. Was man von Heiligen, Anwälten und Serienmördern lernen kann von Kevin Dutton als “höchst anregendes Buch für alle, die die >psychopathische< Welt, in der wir leben, besser verstehen wollen”. Der Präsident der Society for the Scientific Study of Psychopathy, Scott Lilienfeld, sagt über das Buch: “Der unwiderstehliche Kevin Dutton ist wieder da. Diesmal mit einem pietätlosen Aufriss der hellen und dunklen Seiten der geheimnisvollen Psychopathen. Er liefert eine mitreißende Mischung von Wissenschaftlichem und Persönlichem und informiert und unterhält die Leser gleichermaßen”.
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