Buchcover "Teufels Brüder" von Burkhardt Gorissen

Teufels Brüder

Die Handlung erstreckt sich über drei Tage des Jahres 1522, vom 22. Juni bis 24. Juni. Die Perspektiven und Erlebnisse der unterschiedlichsten Menschen werden nachgezeichnet, etwa die eines gefolterten Mönchs, eines Theologen, die eines Anhängers der schwarzen Magie oder einer Fürstin. Die Ereignisse in Teufels Brüder von Burkhardt Gorissen sind zwar frei erfunden, beruhen aber auf historischen Fakten.

Es ist die Zeit der Reformation, Europa befindet sich in einem Machtkampf. Weltliche und kirchliche Macht sind eng miteinander verknüpft und ringen mit- und gegeneinander. Gerade ist der junge Karl V. zum neuen König gekrönt worden, aber er ist womöglich zu schwach, das Herrschaftsgebiet zusammen zu halten. Dem Volk geht es schlecht, von den Bauern werden zu viele Abgaben verlangt und im Extremfall mit Gewalt abgerungen. Die römisch-katholische Kirche ist stark reformbedürftig und häufig nicht mehr in der Lage, ihre Moral glaubwürdig zu vertreten:

Einige Männer der Kirche sind weniger Diener Gottes als Sklaven der weltlichen Genüsse. Ihre Machtgelüste hängen nicht mit der inneren Zerrissenheit des Reiches zusammen, sondern mit der inneren Zerrissenheit der Bischöfe und Kardinäle selbst, die die Kirche Christi für eine Markthalle halten, in der sie mit Ablässen handeln können,

erklärt der Kirchenmann Custodis dem Theologen und ehrlichen Christen Cornelius Berthelot. Das Schlimme sei, der Mönch Martin Luther habe Recht: Eine Reform der Kirche sei längst überfällig.

Zu diesem Zeitpunkt hat Berthelot bereits der Brief eines ehemaligen Studienkollegen aus Padua erreicht. Den Inhalt empfindet Berthelot als deutlich bedrohlicher: Der Fürst von Gelderland hat sich der geheimen Bruderschaft S.O.L. angeschlossen. In diesem Gebiet befindet sich auch die Universität von Leuven, an der Berthelot lehrt. Die geheime Bruderschaft plane eine neue Weltordnung, huldige der schwarzen Magie und bringe womöglich sogar Menschenopfer. Außerdem setze sie alles daran, den Liber Secretus in die Hände zu bekommen, von dem es heiße, Satan habe ihn Nero diktiert. Der Liber Secretus solle Anleitungen zur Entfesselung des Bösen enhalten. Berthelot müsse sein ganzes Geschick anwenden, um das Schlimmste zu verhindern. Denn ein wichtiger Vertreter der gefährlichen Bruderschaft sei ein weiterer ehemaliger Studienkollege: Pelagius Prelati.

Am Hofe des Fürsten von Gelderland, wo Prelati es zum engsten Vertrauten des machtbesessenen Regenten gebracht hat, ist man zutiefst beeindruckt:

Ohne Zweifel war er der Mittelpunkt des Hofes. Immer umwehte ihn der Hauch der Sensation, irgendetwas Unbegreifliches, Nichtfassbares, das einer höhreren Spähre zu entstammen schien, das allerdings nicht die Reinheit des Himmels atmete, sondern die Geworfenheit des Dämonischen verriet. Niemand wusste etwas über seine Vergangenheit, allerlei Gerüchte umrankten ihn

Es stellt sich heraus, dass Prelati dem Fürsten von Gelderland mit Hilfe der schwarzen Magie des Liber Secretus zur Macht über Mitteleuropa verhelfen will. Zu diesem Zweck versucht er offenbar, auch Kirchenmänner heimlich auf seine Seite zu ziehen. Bekannt ist, dass diejenigen Kirchenleute, die von dem Buch wissen, verfolgt werden. Offenbar versuchen Prelatis Schergen ihnen ihr Wissen über das magische Buch mit Folter wieder zu entreißen:

Durch die Jahrhunderte war viel Blut in die Felder von Burgundisch-Flandern gesickert. Kaum hatten sich die Machtverhältnisse verschoben, forderten neue Herrscher weiteren Blutzoll. Eine endlose Geschichte von Mut, Elend, Feigheit und Verbrechen – und sie geschah in jeder Generation

Kenntnisreich und mit viel Einfühlungsvermögen in die unterschiedlichen Charaktere zeichnet Burkhardt Gorissen die zum Teil blutigen Ereignisse mit vielen Details aus den unterschiedlichen Perspektiven sehr lesenswert nach.


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