Syrische Videofilmer

Syrische Videofilmer

Videokunst ist seit der Gründung des European Media Art Festival (emaf) vor 25 Jahren zentraler Schwerpunkt des Festivals. Anlässlich des Jubiläums haben in diesem Jahr namhafte Experten allgemeine Veränderungen in der Mediennutzung, deren Auswirkungen auf künstlerisches Arbeiten und die Bedeutung von Netzwerken diskutiert.

Charlotte Bank hat die Besonderheiten erörtert, mit denen syrische Filmemacher seit Beginn der Unruhen in Syrien zu kämpfen haben. Es sei generell schwierig geworden, sich ein objektives Bild von den Geschehnissen in Syrien zu machen, da das Regime seit Ausbruch der Proteste keine ausländischen Journalisten mehr in das Land lasse. YouTube habe sich als Informations-Plattform etabliert, da es häufig keinen anderen Weg gebe, sich der Öffentlichkeit mitzuteilen oder an Informationen über die Situation im eigenen Land zu kommen. Es gebe viele Online-Video-Aktivisten, die die Ereignisse in ihrer Nähe dokumentierten und im Internet veröffentlichten. Viele von ihnen seien keine professionellen Journalisten, Filmemacher, Künstler oder Intellektuelle.

Überhaupt seien syrische Intellektuelle nicht die treibende Kraft der Protestbewegung gewesen. Auch vor Beginn der Unruhen sei eine oppositionelle Haltung zum Regime nicht gut aufgenommen worden. Syrische Künstler seien durch die Zensur gezwungen worden, eine komplexe Sprache aus Metaphern und Symbolen zu entwickeln. Manchmal könne man den Eindruck bekommen, dass Zensur fast ein Geschenk sein könne, da ohne diesen Druck die Ausdrucksformen nicht so vielfältig geworden wären.

Im April 2011 hätten syrische Filmemacher dennoch eine Solidaritätserklärung mit den Protestierenden verfasst und zur Unterstützung für die Regimegegner aufgerufen. Es habe danach noch einige Zeit gebraucht, bis die ersten Filme von syrischen Künstlern zur Lage in Syrien veröffentlicht worden seien. Das hänge damit zusammen, dass die syrische Kunstszene nicht besonders etabliert gewesen sei und dass die syrischen Filmemacher nicht vorschnell hätten reagieren wollen.

Um Probleme jetzt offen und direkt ansprechen zu können, gebe es sowohl für Künstler als auch für Nicht-Professionelle in Syrien die Notwendigkeit, anonym zu arbeiten und publizieren. Das Regime gehe mittlerweile gegen jeden vor, der eine Kamera habe und betrachte sie als einen der schlimmsten Feinde. Wieder bringe die besondere Situation der Videofilmer eine bestimmte Ästhetik hervor. Da syrische Videofilmer schnell arbeiten müssten, seien die Filme häufig kurz und auf Wesentliches reduziert. Außerdem sei alles möglichst vage gehalten, Personen und Gegenden meist nicht genau zu erkennen. Jeder habe eigene Konzepte, wie er sich, seine Familie und die Menschen in seiner Umgebung schütze. Zwei Beispiele seien der Film The Sun’s Incubator des syrischen Künstlers Ammar al-Beik, der auf der Biennale von Venedig gezeigt worden ist, und der anonym veröffentlichte nicht-professionelle Film Smuggling 23 Minutes of Revolution.

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